2019 feierte das Robert Johnson den beeindruckenden Meilenstein seines 20-jährigen Bestehens noch mit einem 60-Stunden-Geburtstagsrave - ein Jahr später kam die Pandemie. Wo sonst Frankfurts Partyherz schlägt, im industriellen Brachland Offenbachs, herrschte die letzten zwei Jahre - mit einer kurzen Hoffnungsphase im Herbst – erzwungener Dornröschenschlaf. Denn Clubs wurden plötzlich zu Orten, die für etwas standen, das mit dem Virus unvereinbar schien: Nähe, Schweiß, Körperkontakt.
Das Robert Johnson ist bekannt für sein minimalistisches Raumkonzept und seinen konsequenten Fokus auf die Musik. Der Club ist nicht wie so oft im Keller gelegen, sondern im ersten Stock, Partys fühlen sich hier fast familiär an, wie eine Afterhour bei jemandem zu Hause. Berühmt geworden ist das Robert Johnson auch für seine legendäre Dachterrasse mit Blick übers Mainufer, auf der man jedes lineare Zeitgefühl verlieren kann, immer mit dem Brodeln der Bässe im Rücken.
Kurz vor Ende der (hoffentlich letzten) Zwangspause hat der Fotograf Marc Krause hier das Editorial „A place that’s not meant to be seen like this“ inszeniert und diesen historischen Ausnahmemoment noch einmal festgehalten: „Clubs sind Orte, an denen eigentlich exzessiv das Leben zelebriert wird, so stumm, wie in den letzten Monaten, sind sie ihrem Zweck vollkommen beraubt - wie ein Flugzeug, das am Boden bleiben muss und nicht abheben kann. Trotzdem ist die Energie des Raumes überall spürbar und auch zu sehen: wie etwa der abgenutzte Boden, auf dem jahrelang jedes Wochenende getanzt wurde, bis es zum abrupten Stillstand kam.“ Gestylt wurde Model Naman Narnolia von Lisa Masé in einem schillernden Mix aus etablierten Labels und Newcomern, wie etwa einem grünen Zweiteiler, der Absolventen-Arbeit von Designerin Naïma Trabelsi. „Die Nacht bezieht ihre Dynamik daraus, dass man das Gefühl hat, an der Schwelle eines guten Clubs seine Alltagsidentität für ein paar Stunden oder vielleicht auch Tage abstreifen und einen anderen Charakter annehmen zu können. Auf dem Dunkel einer Tanzfläche geht es natürlich ums Verschwinden, aber auch ums Gesehenwerden und eine kollektive Erfahrung. Es fehlt uns an Orientierung, wenn niemand da ist, durch den wir uns spiegeln können, deshalb haben die Bilder trotz der krachigen Farben auch etwas Nostalgisches“, erzählt Lisa.
Das exzentrische Styling sollte diese surreale Stimmung kommunizieren, aber auch Lust darauf machen, sich wieder bewusst anzuziehen - nach so vielen Monaten zu Hause werden wir auf den ersten Partys wohl kaum die Jogginghose tragen wollen, in der wir den ganzen Lockdown verbracht haben. „Da ist dieses Kribbeln, jetzt da es wieder losgehen kann“, sagt Lisa, „Clubs sind zu Sehnsuchtsorten geworden und etwas Realitätsflucht können wir nach den letzten zwei Jahren doch alle gut gebrauchen.“