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Alyha Love und Cali Rose mischen das Berliner Nachtleben auf

Ein Gespräch über Zugehörigkeit und warum gerade als DJ Selbstliebe überlebenswichtig ist.

for i-D Magazine

photography by Pia Opp

Alyha Love und Cali Rose mischen das Berliner Nachtleben auf

Ein Gespräch über Zugehörigkeit und warum gerade als DJ Selbstliebe überlebenswichtig ist.

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Alyha Love und Cali Rose mischen das Berliner Nachtleben auf

Ein Gespräch über Zugehörigkeit und warum gerade als DJ Selbstliebe überlebenswichtig ist.

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Vor über zehn Jahren haben sich die beiden DJs Alyha Love und Cali Rose in Long Beach, Kalifornien, kennengelernt und kurz darauf ihre eigene Partyreihe New World Dysorder gegründet, mit der sie up 'n' coming trans Künstler:innen highlighten und ihnen eine Bühne geben.

Clubs sind für die beiden Amerikanerinnen Labore für gesellschaftliche Utopien und Orte des Austauschs: “We need more representation of our community and we are here to represent!” Cali und Alyha überschreiten Grenzen zwischen Sounds, Stilen und Geschlechtern, mittlerweile zählen sie zu den bekanntesten DJs Berlins und haben sich auf vielen Partys Ansehen erspielt. Wir haben mit ihnen über die Entwicklung von Clubkultur gesprochen.

Hey Girls, erzählt doch mal, wie lange ihr beide euch schon kennt!
Alyha: Seit einer gefühlten Ewigkeit - I can’t imagine life without Cali anymore! Ich glaube aber seit 2008, als wir beide noch in Long Beach gelebt haben. We were driving around a lot and smoking weed - was man eben so macht in Kalifornien. So hat unsere Freundschaft begonnen. At that time we were both beginning our journey into womanhood. Dann ist Cali nach San Francisco gezogen.
Cali: Ich wollte mit meiner Transition anfangen, also musste ich in die Großstadt.
A: Über Umwege bin ich dann nicht viel später nachgekommen. Es war eine ziemlich intensive Zeit, durch die unsere Freundschaft eine ganz andere Tiefe erreicht hat. It’s also the place where we became women.

War Musik schon immer ein wichtiger Bestandteil eures Lebens?
A: Nicht wirklich. I didn’t grow up around music. Es gab in meiner Kindheit auch kaum musikalische Einflüsse oder Inspirationen, die mich geprägt haben. Erst als ich nach San Francisco gezogen bin und meine ganze Zeit mit Cali und unserer Godmother Jasmine Infiniti verbracht habe, ist Musik für mich relevant geworden. Um ganz ehrlich zu sein: Ich interessiere mich immer noch viel weniger für Musik, als die allermeisten DJs. Cali hat hingegen den allerbesten Musikgeschmack! She knows what represents her. Für mich ist es eine ständige Suche.
C: Musik war für mich schon immer mein Zufluchtsort und mit Freiheit assoziiert. Meine Möglichkeit zum Selbstausdruck. Was ich spiele, erzählt eine Menge darüber, wie ich mich gerade fühle. Alyha und ich haben einen ganz unterschiedlichen Geschmack, was auch ein gewollter Teil der DNA von unserer Party New World Dysorder ist.
A: Exactly, we didn’t want another boring techno party. Unsere Musikauswahl ist viel diverser und mutiger. Ich mixe bei meinen Sets deshalb oft Reggaeton, Techno und House. It’s all over the place but whatever. Es gibt ja niemanden, der mir das verbieten kann - obwohl mir am Anfang andauernd gesagt wurde, dass ich mich musikalisch festlegen soll. Ich sage über meine Musik immer: Alyha Love aka Mama Yha Yha is a mess, but a good one.
C: Meine Musik spiegelt alle Aspekte meines Lebens wider. Ich liebe es, verschiedene Genres wild zu vermischen und auch Goth Vibes einzubringen.

Once you’re able to love yourself, nothing can hurt you anymore

Wie würdet ihr die Vision hinter New World Dysorder beschreiben?
C: Up 'n' coming trans Künstler:innen zu highlighten und ihnen eine Bühne geben. Wir wollen ihnen die Möglichkeit einer Plattform bieten, um ihr Talent zu zeigen.

Mit dem Auflegen sein Geld zu verdienen sieht von außen natürlich immer wie eine einzige Party aus, kann aber auch ganz schön anstrengend sein, oder?
A: It’s a lot of fun, trotzdem kann man dieses Leben nicht auf unbegrenzte Dauer durchhalten. Ich sage immer: The harder you party, the harder you need to love yourself. Die ganze Zeit auf Partys zu gehen, bedeutet auch ständige Interaktion mit den unterschiedlichsten Menschen und verlangt physisch und emotional viel von dir. Das klingt jetzt vielleicht etwas spirituell, aber in unserer Industrie ist Selbstliebe überlebenswichtig. Gutes Essen, ein langes Bad. It’s all about the balance. Once you’re able to love yourself, nothing can hurt you anymore.
C: Ich bin sehr sensibel. I like to protect my energy. Musik ist meine Passion, aber seit ich für Gigs öfter alleine reise, merke ich, wie aus meinem Hobby ein Job geworden ist, der auch einsam sein kann.

Was macht eine gute Party aus?
A: Die richtigen Menschen, Musik und gute Beleuchtung.
C: It’s the people for me. Die Kurration ist das Wichtigste. So that everybody’s vibe matches well with each other.

Wie hat sich euer Job in den letzten Jahren verändert?
A: Aufzulegen wird immer mehr zur Performance und zur Selbstinszenierung.
C: Viele erwarten, dass wir die ganze Zeit entertainen, mit der Crowd interagieren, aber oft bin ich einfach in meine Musik versunken. Die Leute wollen eine Show, ich will mich auf mein Set konzentrieren.
A: Cali hat deshalb oft ihre Sonnenbrille auf.
C: I need to block out all the energy. Wenn ich ins Publikum schaue, sehe ich Leute, die ich kenne und die erwarten, dass ich auf sie reagiere. Viele scheinen zu vergessen, dass ich dann gerade arbeite.

Würdet ihr sagen, dass sich das Nachtleben in Berlin von anderen Orten unterscheidet, an denen ihr sonst auflegt?
A: Als DJ wird man wahrscheinlich nirgendwo auf der Welt härter beurteilt als in Berlin. Jeder hier ist ein DJ, Produzent oder Musiknerd und bewertet deine Technik und wie du dein Set zusammenstellst.
C: Alle hier sind Musiksnobs. In New York kümmern sich die Leute viel weniger darum, was du spielst – as long as you’re hot, popular and you have clout.

Trotz der Emanzipation in den letzten Jahren gibt es viel weniger weibliche DJs, die Szene ist immer noch männlich dominiert. Habt ihr das Gefühl, dass ihr zu einer Veränderung und mehr Repräsentation beitragt?
C: There are a lot of Doll DJs now, finally.
A: Gerade habe ich eine Session für Boiler Room gespielt und die Leute meinten vorher zu mir: „It’s a big stage and you’re going to represent our community. Be proud of yourself.“ Vielleicht sieht irgendwo ein trans Girl mein Set und fühlt sich dadurch bestätigt, dass sie erreichen kann, was auch immer sie sich im Leben wünscht. Wir müssen uns nicht mehr limitieren, Selbstverwirklichung ist für jeden von uns möglich! Our representation does matter, daran muss ich mich immer wieder erinnern.
C: Für viele sind wir Vorbilder, das bekommen wir öfter gesagt. Es macht uns stolz zu wissen: wir können etwas bewegen.

Ihr lebt jetzt ja schon seit einigen Jahren in Deutschland. Was bedeutet euch Berlin?A: Community, Support, Möglichkeiten: Hier gibt es so viele Veranstaltungen, so viel Kunst, Partys und Performances. Manchmal ist es fast zu viel. Es ist schön, dass Leute immer noch hierherkommen, um sich inspirieren zu lassen...
C: ...oder um sich zu finden. Die Menschen beurteilen dich hier viel weniger, als wir es aus Amerika gewöhnt sind.

Könntet ihr euch vorstellen, irgendwann wieder in Amerika zu leben oder ist Berlin zu eurer Heimat geworden?C: In New York hatte ich drei Jobs, nur um die Miete bezahlen zu können. So werde ich nie wieder leben! It’s a real hustle culture.
A: Ich merke immer mehr, dass ich angekommen bin. Dieses Gefühl, hier echte Freunde zu haben, hat Zeit gebraucht - but I found my tribe!

Was bedeutet Erfolg für euch?
C: Mentale und finanzielle Stabilität und ein Zuhause zu haben. Deshalb will ich mich in der Zukunft noch mehr aufs Produzieren konzentrieren, damit ich wieder länger an einem Ort sein kann.
A: Wir können vom Auflegen unser Leben finanzieren, das ist schon ein riesiger Erfolg! In den letzten Jahren haben wir so viel erreicht, trotzdem bin ich Amerikanerin und im Land des Kapitalismus aufgewachsen. Manchmal erwische ich mich dabei zu denken, dass mich eine größere Wohnung und Designerklamotten noch zufriedener machen würden. But I’m actually really happy where I am: Behind the decks, bringing the tunes for the children!

Was manifestiert ihr für eure Zukunft?
C: Ich will mich selbst noch mehr wertschätzen. Work with what Mama gave you, because I feel we have what it takes.
A: I want to be a Sugar Mamma. Ich will genug verdienen, um großzügig zu meinen Freund:innen sein zu können und um sie dabei zu unterstützen, all ihre Visionen in die Realität umzusetzen. That’s happiness for me.

Credits
Fotografin: Pia Opp
Foto Assistenz: Adrián Alarcon
Production, Konzept, Styling: Nasi Goreng
Hair & Make-up: Liv Gate
Nails: Camilla Inge Volbert