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Das 'Cinettica Festival' schafft einen Begegnungsraum für Musik, Fashion und Performance

Für die 6. Edition ist 'Cinettica' nach Berlin gekommen. Wir waren Backstage bei den Show-Vorbereitungen von den Designer:innen Naomi Tarazi und SELVA dabei.

for i-D Magazine

photography by Shauna Summers

Das 'Cinettica Festival' schafft einen Begegnungsraum für Musik, Fashion und Performance

Für die 6. Edition ist 'Cinettica' nach Berlin gekommen. Wir waren Backstage bei den Show-Vorbereitungen von den Designer:innen Naomi Tarazi und SELVA dabei.

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Das 'Cinettica Festival' schafft einen Begegnungsraum für Musik, Fashion und Performance

Für die 6. Edition ist 'Cinettica' nach Berlin gekommen. Wir waren Backstage bei den Show-Vorbereitungen von den Designer:innen Naomi Tarazi und SELVA dabei.

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In der MaHalla in Schöneweide wurden früher Dampfturbinen ausgestellt, dann stand die Halle lange Zeit leer, bis das alte Industriegelände an der Spree erfreulicherweise zu einem Kulturort transformiert wurde. Vor kurzem fand hier die 6. Edition von Cinettica statt, einem Fashion-, Film und Musikfestival, das in New York entstanden ist und zuletzt in Mexico City stattgefunden hat.

Bei dem Festival geht es um die Schnittstellen zwischen Mode und Kunst, bei dem ambitionierten Programm zeigten nicht nur zehn Designer:innen einen Remix ihrer Kollektionen, sondern zwischen den einzelnen Shows wurden außerdem Performances, Installationen und Kurzfilme präsentiert.

Als Backstage für alle Designer:innen wurde der Keller der MaHalla umfunktioniert, wo Shauna Summers für uns bei den Vorbereitungen von Naomi Tarazi und Selva fotografiert hat.

In der kathedralenartigen Haupthalle, einem riesenhaften schwarz-grau-silbrigen Raum, wurden die Kollektionen anschließend präsentiert - vor Naomis Show performte Jon Darc, dessen Look sie entworfen hat. Über die gemeinsame Kollaboration erzählt Jon: „Ich habe mich unglaublich gefreut, gemeinsam mit Naomi an diesem Projekt zu arbeiten und die Show in einem ihrer Outfits zu eröffnen. Bei meinem Besuch in ihrem Atelier war ich eigentlich von jedem ihrer Designs begeistert! Der Look, für den wir uns schlussendlich entschieden haben, passt perfekt zu meiner gerade neu veröffentlichten Musik. Die Performance sollte wie ein kleiner Vorbote auf meinen nächsten Track sein.“

Wir haben mit Naomi und Selva über den Entstehungsprozess ihrer Runway Show gesprochen.

Naomi Tarazi

Kannst du uns etwas über den kreativen Designprozess deiner Show erzählen?
Mir war von Anfang an der performative Aspekt wichtig, weshalb ich an das Konzept von meinem Kurzfilm „the Portrayal“ von 2021 anknüpfen und weitere Charaktere für die Show erschaffen wollte. Beim Designen habe ich mich auf das Verhalten der Stoffstruktur fokussiert, der Pirate Look setzt sich beispielsweise aus gerafftem Stoff zusammen, bei anderen Looks hatte ich vorher genaue Formen im Kopf, musste aber noch das passende Material finden. Für einen der Charaktere hatte ich sofort einen bestimmten Walk vor Augen und da der Look von Tiktok inspiriert wurde, sollte sich das Model selbst filmen, um den heutigen Zeitgeist zu unterstreichen. Mir gefällt, dass die unterschiedlichen Walks auch durch die Outfits entstanden sind: Bei dem Oyster- und Fantasy Dress sind die Models mit langsamen und ruhigen Bewegungen aufgetreten, bei dem Boss Suit oder den Mänteln haben sie hingegen lange, große Schritte gemacht. Für den Movement-Prozess hatte ich drei verschiedene Herangehensweisen: Materialstruktur, Bewegungen und Model. Alle drei Aspekte haben sich gegenseitig inspiriert und sind bei der Show zu einem gegeworden.

Wie lange hast du an deiner Show gearbeitet?
Nachdem ich von Cinettica eingeladen wurde, hatte ich genau zwei Monate. Die meisten Looks sind inspiriert durch Menschen oder bestimmte Materialien entstanden. Der intensivste Teil war das Casting der Models und die Looks deren Persönlichkeiten anzupassen. Bei manchen wusste ich sofort, dass ich für dieses Projekt mit ihnen arbeiten will, andere sind in den letzten zwei Wochen dazugekommen und zwei Performer, die für mich gelaufen sind, habe ich erst einen Tag vor der Show kennengelernt, da sie ein Teil des Festivals waren. Wir kannten uns nur über Instagram, es war also auch ein bisschen riskant, sie noch so kurzfristig zu integrieren, aber wir haben eben einfach zueinandergefunden - it was meant to be.

Du hast es gerade schon erwähnt: Einige Models, mit denen du bereits öfter gearbeitet hast, sind in der Show gelaufen, wodurch die Präsentation sehr persönlich wurde. Wie hast du entschieden, wer deine Designs repräsentieren soll?
Bei meinem ersten Look - dem grünen „Widow“ Dress - wusste ich sofort, für wen der Look bestimmt sein wird. Es ist inspiriert von einer Unterhaltung, die ich mit einem meiner Models geführt habe und deshalb speziell für sie angefertigt. Sie hat mir erzählt, wie sie sich in der Zukunft sieht und ich hatte sofort eine visuelle Vorstellung davon. Bei anderen Designs war es genau umgekehrt und ich wusste erst nach der Fertigstellung, was für eine Person ich darin sehe.

Was war dir beim Casting sonst noch wichtig?
Mein Spiral Dress wird vor allem durch Bewegungen lebendig, weshalb ich es einer Person geben wollte, die sich mit Performance auseinandersetzt und versteht, wie man das Kleid am besten zur Geltung bringt. Für mich war es ein richtiger Full Circle Moment einige Looks zu zeigen, die während der Pandemie für „the Portrayal“ entstanden sind. Deshalb habe ich einige Models gefragt, auch Teil von Cinettica zu sein, da sie mit dem Original Concept ja bereits vertraut waren. Wir haben über die Jahre immer mal wieder zusammen gearbeitet und es war schön, sie dabei zu haben!

Mit wem hast du für deine Show zusammengearbeitet?
Für die Show habe ich mit Vika zusammengearbeitet - sie war mein Creative Partner in der letzten Woche vor dem Abend in der MaHalla. Sie hat bereits im Video für meine erste Kollektion getanzt und als ich sie gefragt habe, ob sie die Movement Direction für diese Show übernehmen und auch laufen will, hat sie sofort zugesagt. Es hat Spaß gemacht, zusammen den visuellen Aspekt der Show mit individuellen Bewegungen abzurunden.

Mit welchen Materialien und Farben hast du für dieses Projekt gearbeitet?
Mir war es wichtig, auch durch die Materialien die Unterschiede in den Stimmungen der Looks darzustellen, weshalb ich viel mit Samt, Fell und Satin gearbeitet habe. Der Verbindungspunkt aller Looks war die Textilstruktur, denn jedes Teil hatte entweder eine besondere Stofflichkeit oder wurde mit einer besonderen Textilmanipulation bearbeitet.

Wie würdest du die Ästhetik oder DNA deiner Brand beschreiben und wie haben sich deine Designs in den letzten Jahren weiterentwickelt?
Bei meiner Brand geht es viel um außergewöhnliche Prints und Stoffe, wie den Oyster Print, den ich letztes Jahr entwickelt habe und der nicht nur Teil der Show war, sondern zu einem festen Teil meiner Brand geworden ist. Ich nutze diese Prints viel für meine Verkaufskollektionen, die Show war für mich vor allem eine schöne Möglichkeit, mehr in eine künstlerische Richtung zu gehen und meine kreative Seite auszuleben. Trotzdem war es mir wichtig, die Oyster Prints in der Show-Kollektion auftauchen zu lassen, um die Verbindung zu zeigen. Ich möchte beide Teile der Brand parallel weiterführen - die tragbaren Sachen, aber genauso auch die künstlerischen Looks. Beide Linien sind durch spezielle, immer wiederkehrende Elemente verbunden, die sich über die Zeit immer mehr festlegen.

SELVA

Kannst du uns etwas über den kreativen Designprozess deiner Show erzählen?
Der Space in der MaHalla hat mich von Anfang an bei der Planung von meiner Show inspiriert, weil er so gut zu meiner Ästhetik passt. Um die passende Atmosphäre zu erschaffen, habe ich an einem eigenen Sound gearbeitet, der Geräusche von industriellen Maschinen und Metallsägen miteinander vermischt, was ich auch deshalb passend fand, weil ich neben dem Designen auch Skulpturen aus Metall erschaffe. Deshalb würde ich meine Fashion Shows auch eher als Art Installation bezeichnen. Generell ist es mir wichtig, bei meinem Publikum mit meinen Shows eine Reaktion auszulösen - die müssen auch nicht immer nur positiv sein.

Wie entscheidest du, wer deine Designs repräsentieren soll? Also, wie castest du deine Models?
Vor allem durch Open Calls und offene Ausschreibungen. Mir ist es bei den ersten Anproben sehr wichtig, dass sich meine Models in den Designs wohlfühlen und Selbstbewusstsein ausstrahlen. Ich finde es spannend zu sehen, wie ein Kleidungsstück am Körper plötzlich lebendig wird und mit welcher Attitude es präsentiert wird. Ich lasse immer viel Freiraum, damit mein Cast seine Persönlichkeit einbringen kann, weil ich an den Austausch zwischen mir als Designer und meinen Models glaube.

Welche Farben und Materialien waren für dich beim Designen wichtig?
Egal woran ich gerade arbeite: Weiß ist immer mein Fundament. Ich benutze OLD WHITE 0096 um über meine Stoffe zu malen und ihnen dadurch Textur zu verleihen. Ich liebe es zu sehen, wie stark und fest das Leder wird, wenn ich es mit Farbe besprenkle. Für diese Kollektion habe ich Plastikteile von Autos wie Accessoires verwendet und sie so zugeschnitten, dass sie sich ergonomisch an den menschlichen Körper angepasst haben. Die Autoteile haben in meinem Designprozess eine wichtige Rolle gespielt.

Wie würdest du die DNA deiner Brand beschreiben?
Meine Arbeit ist vor allem von Brutalismus-Architektur und der Verbindung von Malerei, Sculpture und Design beeinflusst. Ich mag es, offene Nähte zu zeigen. Was bei anderen eher versteckt und glattpoliert wird, ist bei mir offengelegt und wird sichtbar gemacht. Mich interessieren Fehler, ich will nicht nur Perfektion.