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Ein Gespräch mit Musikerin und Model Elizabeth Paige über das Finden des eigenen Sounds

"Musik ist mein Universum. Ich beschäftige mich eigentlich immer damit“, sagt Elizabeth. Uns hat sie erzählt, wie ihre Wohnorte Texas, New York und Berlin sie als Künstlerin geprägt haben.

for i-D Magazine

Photography by Miriam Marlene

Ein Gespräch mit Musikerin und Model Elizabeth Paige über das Finden des eigenen Sounds

"Musik ist mein Universum. Ich beschäftige mich eigentlich immer damit“, sagt Elizabeth. Uns hat sie erzählt, wie ihre Wohnorte Texas, New York und Berlin sie als Künstlerin geprägt haben.

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Ein Gespräch mit Musikerin und Model Elizabeth Paige über das Finden des eigenen Sounds

"Musik ist mein Universum. Ich beschäftige mich eigentlich immer damit“, sagt Elizabeth. Uns hat sie erzählt, wie ihre Wohnorte Texas, New York und Berlin sie als Künstlerin geprägt haben.

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Elizabeth Paige ist eine Erscheinung. Aufgewachsen ist sie in Austin, der liberalen Hauptstadt des zweitgrößten US-Bundesstaates, die so gar nicht ins konservative Texas-Klischee passt und neben New York, Los Angeles und Nashville eine der Musik-Metropolen Amerikas ist. Ihre Jugend verbrachte Elizabeth vor allem auf Konzerten und in verschiedenen Punk Bands, bevor sie mit zwanzig nach New York gezogen ist, um dort als Model und Sängerin zu arbeiten. Drei Jahre später kam sie durch Zufall nach Berlin und blieb. Hier ist sie nicht nur als Musikerin erfolgreich, sondern veranstaltet in ihrer Bar 131, in der legendären Chausseestrasse 131, auch Partys, Events und Kunstausstellungen.

Liz, du bist in Austin aufgewachsen, erzählt doch mal, welche Musik dich dort geprägt hat.
Austin wird völlig zurecht als Music capital of the world bezeichnet, Country und Blues spielen eine wichtige Rolle, aber die Stadt wird international vor allem wegen ihrer Psychedelic Rock-Szene wahrgenommen. Jeder in meinem Umfeld hatte Eltern, die in irgendeiner Band waren und zu Hause die ganze Zeit Musik gespielt haben, wir sind alle mit den Instrumenten unserer Mütter und Väter aufgewachsen. Seit ich denken kann, spiele ich Gitarre und Klavier, mit dreizehn war ich in meiner ersten Rock Band.

In deinem Umfeld konnte man sich musikalisch also in alle Richtungen ausprobieren?
Auf jeden Fall! In Austin kommen die unterschiedlichsten Musikrichtungen zusammen, es ist ein richtiger ‘melting pot’. Unser städtischer Slogan heißt nicht umsonst: Keep Austin weird. Desto verrückter deine Band und dein Bandname, desto besser. Man kann sich mit den merkwürdigsten Musikrichtungen ausprobieren und das Schöne ist – jede noch so eigenartige Band wird dort ihren Platz und auch ihr Publikum finden.

Das heißt, Musik hat schon immer eine zentrale Rolle in deinem Leben gespielt?
Musik ist mein Universum. Ich beschäftige mich eigentlich die ganze Zeit damit. Ich kann mich noch erinnern, wie mich meine Mutter als Teenager drei Stunden lang nach Houston fahren musste, damit ich dort Skinny Puppy, eine kanadische Industrial Band, sehen konnte. Für Musik war mir noch nie irgendein Weg zu weit.

Mit zwanzig bist du von Texas nach New York gezogen. Wie hast du die Zeit dort wahrgenommen?
New York war crazy. Es gibt keinen anderen Ort auf der Welt, an dem du besser die eine Nacht zu einem Punk-Konzert und die nächste auf eine Fashionparty gehen kannst. Ich kann mich noch erinnern, wie meine Schwester und ich eine unserer liebsten Partys nur entdeckten, weil aus einem Kellerfenster plötzlich Nebel kam. Das ist das Besondere an einer Großstadt, du läufst nachts zu dir nach Hause und endest ungeplant in einer völlig anderen Welt.

Und warum hast du dich dafür entschieden, zwei Jahre später nach Berlin zu gehen?
Bis dahin hatte ich mein gesamtes Leben in Amerika verbracht, in New York für eine Musikagentur gearbeitet und nebenher Shows gespielt, ich war bereit, etwas Neues kennenzulernen. In Berlin habe ich allerdings nur ein Artist Visum als performing Musician bekommen und durfte deshalb keine Jobs als Bookerin mehr annehmen – also habe ich mit dem Auflegen begonnen und habe als Sängerin und Gitarristin in verschiedenen Bands gespielt.

Was bedeutet dir Mode als Performerin?
Musik und Fashion haben sich immer gegenseitig beeinflusst, ich liebe die Überschneidungen. Licht, Pose, Kostüm, Sound, Stimme, das alles gehört zu einem gelungenen Auftritt. Als ich jünger war, gab es für mich als Inspiration nichts Wichtigeres als Albumcover und die dazugehörigen Booklets. Wie sich eine Band dort präsentiert, prägt für mich, wie ich mir ihr Album anhöre. Musik hatte für mich schon immer eine starke visuelle Komponente. Man kommuniziert durch Fashion nonverbal seine Interessen, so entstehen Communities.

Wie würdest du deinen Style beschreiben?
Meinen Stil würde ich als Mixtur aus 70s und psychedelic / goth beschreiben. Für mich ist Mode Selbstausdruck, es geht nicht darum andere zu imitieren. In Berlin sehen die Leute manchmal fast aus wie Klone, als würden alle Uniform tragen. Ich liebe es, wenn man durch ein authentisches Outfit wirklich etwas über die Person und ihren Charakter erfährt. Wenn ich auflege, kann ich am Style des Publikums oft schon erkennen, wie weit ich mit meiner Musik gehen kann.

Findest du, dass man Geld braucht, um sich gut anzuziehen?
Man braucht eigentlich nichts, außer den Willen, etwas Eigenes kreieren zu wollen. Wenn man viel Geld hat, entsteht die Gefahr, dass man ein bisschen bequem wird und lieber etwas nachkauft oder kopiert, anstatt selbst kreativ zu werden. Aber etwas Budget für schöne Dinge schadet natürlich auch nicht.

Austin, New York, Berlin, wie haben dich die drei Städte als Musikerin geprägt?
Gitarre, Metal und Rock sind der Soundtrack meiner Jugend, denn in Austin hörst du in jeder Bar irgendwo eine Live-Band. New York ist für mich mit Minimal Wave Music verbunden, aber auch mit fancy Clubs in Manhattan, die zwar Spaß zum Ausgehen machen, aber musikalisch völlig irrelevant sind. Um vier Uhr nachts ist durch die Sperrstunde dann offiziell sowieso alles vorbei. In Berlin geht es zu dieser Zeit ja gerade erst los, ich musste mir das Durchhaltevermögen für Partys hier definitiv antrainieren und habe mich auch erst in Deutschland mit Techno beschäftigt. Der Einfluss all dieser Orte ist über die Jahre zu meinem eigenen Sound geworden. Früher wollte ich beim Singen meinen texanischen Akzent loswerden, aber jetzt bin ich stolz darauf, weil ich weiß, dass er zu mir gehört.

Wie würdest du das Nachtleben von New York im Vergleich zu Berlin beschreiben?
Obwohl ich in New York fast jedes Wochenende unterwegs war, würde ich sagen, dass ich wirkliche Club Culture erst in Berlin kennengelernt habe. Musik, die über Stunden, manchmal Tage nicht abbricht und einen jedes Raum- und Zeitgefühl verlieren lässt, kann man nirgendwo besser erleben als hier. Man kann sich einfach treiben lassen. Ich habe davor auch noch nie so ein Soundsystem erlebt. In Berlin leben viele Menschen, für die Musik alles bedeutet. Das hat mich von Anfang an mit der Stadt verbunden.

Musik zu schreiben ist ein sehr intimer Prozess. Überlegst du manchmal, wieviel du dabei von dir preisgibst?
Meine Songs sind wirklich persönlich, es geht für mich darum, sich zu erlauben Gefühle zuzulassen und sie in das Medium Musik zu übersetzen. Seine Tracks irgendwann zu teilen, fühlt sich manchmal an, wie sein Tagebuch zu veröffentlichen. Man kann es schon als Seelenstriptease bezeichnen. Wenn mir jemand sagt, dass meine Musik etwas in ihm berührt, ist es das schönste Kompliment, das ich bekommen kann. Trotzdem ist es nicht der Grund, weshalb ich schreibe. Es ist mein Ausdrucksmittel, ich brauche das für mich selbst.

Wie hast du die letzten zwei Jahre wahrgenommen und womit hast du dich in dieser Zeit beschäftigt?
Es war eine Achterbahnfahrt. Das letzte Mal richtig aufgelegt habe ich während einer Berlinale Party, das ist jetzt ganz genau zwei Jahre her. Ich hätte nicht gedacht, wie sehr ich den Rausch der Nacht vermissen würde – man denkt nachts auch irgendwie anders, schöner, weicher, freier. In der letzten Zeit gab es so wenig Inspiration von außen, alles musste aus einem selbst herauskommen. Dieses Frühjahr sind bei mir endlich wieder Auftritte, DJ Gigs und ein neues Projekt mit Marc Collin von Nouvelle Vague geplant, worauf ich mich jetzt schon sehr freue. Ich kann es wirklich gar nicht abwarten, bis es endlich weitergeht!